Immer mehr Menschen leiten ihre persönliche Energiewende ein. Ein wichtiger Schritt dafür ist der Umstieg von Strom aus Kohle und Kernkraft zu Strom aus erneuerbaren Energien - und damit in der Regel auch der Wechsel vom örtlichen Energieversorger zu einem Ökostromanbieter. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff "Ökostrom"? In diesem Beitrag erfahren Sie, aus welchen Quellen Ökostrom in Deutschland gewonnen wird, welchen Anteil am Gesamtstromverbrauch diese haben und welche Entwicklungen Verbraucher zu erwarten haben.

Was ist Ökostrom?

Der Begriff "Ökostrom" bezeichnet Strom, der komplett aus erneuerbaren Energien stammt. Hierzu zählen Wind- und Sonnenenergie, Wasserkraft und Biomasse. In Deutschland kommt mittlerweile fast die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Energien. So lag Anfang 2022 der Anteil am Bruttostromverbrauch bei rund 49,5 Prozent. Auf das gesamte Jahr 2021 betrachtet, belief sich der Ökostrom-Anteil auf 45,7 Prozent.

Welche Gewichtung haben die einzelnen Energiequellen?

Windenergie

Windenergie spielt die wichtigste Rolle beim Ausbau erneuerbarer Energien. Die Windenkraftanlagen an Land lieferten im Jahr 2020 Strom für 103,7 Mrd. Kilowattstunden (KWh). Auf hoher See erzeugten die Windräder 23,7 Mrd. Kilowattstunden. Das ergibt rund 131 Mrd. Kilowattstunden. Auf den deutschen Bruttostromverbrauch gesehen, lag der Anteil der Windenergie damit bei 23,7 Prozent.

Solarenergie

Photovoltaikanlagen wandeln die Energie der Sonnenstrahlung in Strom um. Im Jahr 2020 profitierten die Anlagenbetreiber in Deutschland von einem sehr sonnenreichen Sommer: Die Anlagen produzierten insgesamt rund 48,6 Mrd. Kilowattstunden Strom. Das waren fast 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Bezogen auf den Bruttostromverbrauch kam die Solarenergie auf 10,2 Prozent.

Wasserkraft

Die Stromerzeugung aus Wasserkraft war im Jahr 2020 rückläufig. Den rund 7.300 Wasserkraftwerken in Deutschland machte die Trockenheit erheblich zu schaffen. Daher lag die Leistung lediglich bei 18,3 Mrd. Kilowattstunden. Zum Gesamtbruttostrom trägt die Wasserkraft 3,7 Prozent bei.

Biomasse

Hinter dem Begriff "Biomasse" verbergen sich verschiedene, in der Natur gewachsene Rohstoffe und deren Abfallprodukte. Durch Verbrennung, aber auch durch Vergasung, wird daraus Energie gewonnen. Diese wiederum treibt Turbinen an, welche elektrischen Strom erzeugen. Diese Form der Stromerzeugung schlägt innerhalb der erneuerbaren Energien mit 23 Prozent zu Buche. In 2020 machte Biomasse im Gesamtbruttostromverbrauch 50,9 Mrd. Kilowattstunden aus. Das entspricht etwa 11 Prozent.

Bundesregierung will Ökostrom weiter voranbringen

Bis zum Jahr 2030 will die amtierende Bundesregierung den Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtstromverbrauch weiter ausbauen. Sie peilt 80 Prozent an. Da der Stromverbrauch der Bevölkerung in den nächsten Jahren voraussichtlich weiter ansteigen wird, ist dieses Ziel sehr ambitioniert. Um den Ausbau weiter voranzutreiben, will die Regierung daher an zahlreichen Stellschrauben drehen. So sollen Planungs- und Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen beschleunigt, sowie zusätzliche Flächen an Land und auf See bereitgestellt werden. Weiterhin soll der Netzausbau vorangetrieben werden, sodass der produzierte Ökostrom zuverlässig von der jeweiligen Anlage in die Haushalte gelangt. Hinzu kommen Speichersysteme, die Schwankungen aufgrund von mangelndem Wind oder fehlender Sonneneinstrahlung ausgleichen können.

Nachfrage nach Ökostrom steigt weiter an: Worauf Verbraucher achten sollten

Seit der Atomkatastrophe in Fukushima 2011, aber auch durch die Klimaschutzdebatte der letzten Jahre, steigt die Nachfrage nach Ökostrom kontinuierlich. Immer mehr Haushalte steigen von konventionellem Strom auf Strom aus erneuerbaren Energien um.

Wechselwillige sollten beim Vergleich der verschiedenen Anbieter auf Gütesiegel, wie das "Grüner-Strom-Label" oder das "ok-power-Siegel" achten. Bei Versorgern mit diesen Siegeln kann man sicher sein, dass nicht nur der gelieferte Strom "öko" ist, sondern dass der Anbieter den Ausbau regenerativer Energien aktiv fördert.

Übrigens: Ökostrom muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass die Stromrechnung künftig höher ausfällt. Mittlerweile unterscheiden sich die Ökostromtarife preislich kaum von den Standardtarifen der örtlichen Grundversorger. In vielen Fällen kann man mit einem Ökostromtarif sogar Geld sparen - viele nachhaltige Energieversorger sind übers Jahr gesehen deutlich günstiger als die Grundversorger.